Montag, 23. Mai 2016
Extravaganz durch Dehydration
cullinan, 13:04h
Deutschland ist gespalten. Gespalten in zwei Lager. Zwei Lager, deren Unbedeutsamkeit kaum unbedeutsamer sein könnte, erwähnungsunwürdig gar, dennoch bitte nicht mit Ignoranz zu strafen.
Der Gegenstand des Disputs... aber fangen wir besser etwas weiter vorne an.
Als ich vor einigen Tagen meine Blicke über die Kuchenauslage des Cafés meines Vertrauens schweifen ließ, eine kleine, wohl runtertemperierte Glasvitrine auf Augenhöhe, angefüllt mit hochkalorischem Backwerk sowie kleinen Pappaufstellern in dunkelgelb, die dem wahrlich überreizten Sehnerv, nervus opticus, über den visuellen Eindruck hinweghelfen sollen, wurde es mir gewahr. Präzisionsinformation in Schriftform, wenn auch leicht unleserlich durch unkoordinierte und lustlose Fingerfertigkeit.
Deklaration und ausgestelltes Produkt weichen, wenn auch nicht grob, aber en détail voneinander ab. „Erdbeerkuchen“ .... okay, Erdbeerkuchen, da gibt es nun wirklich nicht viel dazu zu sagen. „Schokoladenkuchen“... schon klar. Allerdings mit Kirschen, diese jedoch mit keinem Filzstiftstrich erwähnt. „New York Cheesecake“... trotz eines Potpourris an Fruchtbelag, anscheinend kaum der Rede wert. „Omas Landkuchen“ ... also bitteschön, was soll man denn mit dieser Information anfangen ? Augenscheinlich ein Streuselkuchen, der Hesse spricht hierbei von Krümmelkuche’, mit einer Obstart, die durch den Vorgang des Backens jegliche Offensichtlichkeit hat einbüßen müssen. 60 Minuten bei 180 C° in geschlossenen Backöfen, lassen unleugbar den Phänotyp einer Steinfrucht oder Beere nicht unbeeindruckt. Da uns auch die angeführte Oma nicht näher bekannt ist, kann man von deren Seite her keine sachdienlichen Hinweise erwarten. Schade aber auch. „Käsekuchen mit Rosinen“ ... eine Quarktorte die ... Stopp, nicht ganz so schnell. Hier müssen wir, weiß Gott, kurz innehalten. Warum ? Ein Fehler im System, die bisherige Struktur wurde durchbrochen, die Matrix verlassen. Hier scheint etwas aufgetreten zu sein, vor dem der deutsche Kuchen- und Tortenkonsument mit Patisserieabusus gewarnt, wenn nicht sogar geschützt werden müsste, späteren Schadensersatzklagen entgegenwirkend.
Rosinen ! Die Rede ist von ... Rosinen !
Es dürfte allgemein bekannt sein, dass es sich bei Rosinen um getrocknete Weinbeeren, auch bekannt unter dem Namen Trauben, handelt, und darin, genau darin, verbirgt sich die gesamte Faszination. Keine andere Frucht, außer jener Traube, bekommt im dehydrierten Aggregatzustand einen gänzlich neuen Namen verpasst. Während der schnöde Rest des mehr oder minder aufsehenerregenden Obstes gerade mal das Präfix „Trocken“, wenn nicht gar „Dörr“, wie respektlos und degradierend, wie sich die Dörrpflaume denken wird, deren Nennung allein den Projektor des Kopfkinos anlaufen lässt, vorgestellt bekommt, wird aus der Traube, die Rosine. Großartig, ein wenig extravagant sogar, dennoch alle Hochachtung an dieser Stelle ! Keine Sprache von Dörrtraube oder Trockenweinbeere. Somit teilt sie wohl unbestreitbar das standesamtliche Mädchennamenverlust-Los von Millionen an Bräuten. Möchte man hier nun Bräute mit Trauben, Ehefrauen mit Rosinen vergleichen ? Wohl kaum. Erst pralle Frucht, dann schrumpeliges Dörrobst ? Niemals. Im besten Falle ein Denkansatz.
Eines steht zumindest fest, dieses Land ist gespalten in die Lager von Rosinenhasser und, es wäre wohl ein zu großes Wort von Liebe zu sprechen, also einigen wir uns auf Rosinenmöger. Rosinenhasser und Rosinenmöger. Abstufungen sind in dieser Geschmacksfrage bisher unbekannt, schwer denkbar, denn egal ob Sultanine oder Korinthe, letztere bekannt durch gleichnamigen Kacker, Rosinen sind sie doch alle.
Demnach bleiben noch zwei Fragen offen. Weshalb erzählen einem Individuen mit Rosinenaversion immer, und zwar ungefragt und bar jedes Interesses: „Ich hasse Rosinen, esse aber Trauben. Du musst mir jetzt nicht sagen, dass Rosinen getrocknete Trauben sind, ich weiß das auch.“ ? Keine Bange, hätte ich nicht gesagt. Warum auch ? Man glaubt es ja kaum, wie schnurzpiepegal es mir ist, ob jemand Rosinen isst oder eben nicht.
Die zweite Frage, die noch im Raum steht, welchen Kuchen ich denn nun genommen habe ?
Da mich diese Antwort unweigerlich als Rosinenhasser oder Rosinenmöger demaskieren würde, bleibe ich sie wohl aus Gründen der Solidarität besser schuldig.
Der Gegenstand des Disputs... aber fangen wir besser etwas weiter vorne an.
Als ich vor einigen Tagen meine Blicke über die Kuchenauslage des Cafés meines Vertrauens schweifen ließ, eine kleine, wohl runtertemperierte Glasvitrine auf Augenhöhe, angefüllt mit hochkalorischem Backwerk sowie kleinen Pappaufstellern in dunkelgelb, die dem wahrlich überreizten Sehnerv, nervus opticus, über den visuellen Eindruck hinweghelfen sollen, wurde es mir gewahr. Präzisionsinformation in Schriftform, wenn auch leicht unleserlich durch unkoordinierte und lustlose Fingerfertigkeit.
Deklaration und ausgestelltes Produkt weichen, wenn auch nicht grob, aber en détail voneinander ab. „Erdbeerkuchen“ .... okay, Erdbeerkuchen, da gibt es nun wirklich nicht viel dazu zu sagen. „Schokoladenkuchen“... schon klar. Allerdings mit Kirschen, diese jedoch mit keinem Filzstiftstrich erwähnt. „New York Cheesecake“... trotz eines Potpourris an Fruchtbelag, anscheinend kaum der Rede wert. „Omas Landkuchen“ ... also bitteschön, was soll man denn mit dieser Information anfangen ? Augenscheinlich ein Streuselkuchen, der Hesse spricht hierbei von Krümmelkuche’, mit einer Obstart, die durch den Vorgang des Backens jegliche Offensichtlichkeit hat einbüßen müssen. 60 Minuten bei 180 C° in geschlossenen Backöfen, lassen unleugbar den Phänotyp einer Steinfrucht oder Beere nicht unbeeindruckt. Da uns auch die angeführte Oma nicht näher bekannt ist, kann man von deren Seite her keine sachdienlichen Hinweise erwarten. Schade aber auch. „Käsekuchen mit Rosinen“ ... eine Quarktorte die ... Stopp, nicht ganz so schnell. Hier müssen wir, weiß Gott, kurz innehalten. Warum ? Ein Fehler im System, die bisherige Struktur wurde durchbrochen, die Matrix verlassen. Hier scheint etwas aufgetreten zu sein, vor dem der deutsche Kuchen- und Tortenkonsument mit Patisserieabusus gewarnt, wenn nicht sogar geschützt werden müsste, späteren Schadensersatzklagen entgegenwirkend.
Rosinen ! Die Rede ist von ... Rosinen !
Es dürfte allgemein bekannt sein, dass es sich bei Rosinen um getrocknete Weinbeeren, auch bekannt unter dem Namen Trauben, handelt, und darin, genau darin, verbirgt sich die gesamte Faszination. Keine andere Frucht, außer jener Traube, bekommt im dehydrierten Aggregatzustand einen gänzlich neuen Namen verpasst. Während der schnöde Rest des mehr oder minder aufsehenerregenden Obstes gerade mal das Präfix „Trocken“, wenn nicht gar „Dörr“, wie respektlos und degradierend, wie sich die Dörrpflaume denken wird, deren Nennung allein den Projektor des Kopfkinos anlaufen lässt, vorgestellt bekommt, wird aus der Traube, die Rosine. Großartig, ein wenig extravagant sogar, dennoch alle Hochachtung an dieser Stelle ! Keine Sprache von Dörrtraube oder Trockenweinbeere. Somit teilt sie wohl unbestreitbar das standesamtliche Mädchennamenverlust-Los von Millionen an Bräuten. Möchte man hier nun Bräute mit Trauben, Ehefrauen mit Rosinen vergleichen ? Wohl kaum. Erst pralle Frucht, dann schrumpeliges Dörrobst ? Niemals. Im besten Falle ein Denkansatz.
Eines steht zumindest fest, dieses Land ist gespalten in die Lager von Rosinenhasser und, es wäre wohl ein zu großes Wort von Liebe zu sprechen, also einigen wir uns auf Rosinenmöger. Rosinenhasser und Rosinenmöger. Abstufungen sind in dieser Geschmacksfrage bisher unbekannt, schwer denkbar, denn egal ob Sultanine oder Korinthe, letztere bekannt durch gleichnamigen Kacker, Rosinen sind sie doch alle.
Demnach bleiben noch zwei Fragen offen. Weshalb erzählen einem Individuen mit Rosinenaversion immer, und zwar ungefragt und bar jedes Interesses: „Ich hasse Rosinen, esse aber Trauben. Du musst mir jetzt nicht sagen, dass Rosinen getrocknete Trauben sind, ich weiß das auch.“ ? Keine Bange, hätte ich nicht gesagt. Warum auch ? Man glaubt es ja kaum, wie schnurzpiepegal es mir ist, ob jemand Rosinen isst oder eben nicht.
Die zweite Frage, die noch im Raum steht, welchen Kuchen ich denn nun genommen habe ?
Da mich diese Antwort unweigerlich als Rosinenhasser oder Rosinenmöger demaskieren würde, bleibe ich sie wohl aus Gründen der Solidarität besser schuldig.
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