Montag, 23. Mai 2016
Die eigenen Ängste
cullinan, 12:29h
Gestern Abend, ich bin damit beschäftigt die Wäsche vom Wäscheständer zu nehmen, wandert mein Blick hinüber zum Schreibtisch, dorthin, wo der Kalender steht, eher beiläufig, halte dennoch inne, schaue, rechne nach, schaue noch einmal und mache mir bewusst, daß ich nun bereits seit neun Monaten arbeitslos bin.
Kein Engagement, keine Angebote, keine staatliche Unterstützung ... dafür Auditions, Absagen und überschaubares Sparvermögen.
Neun Monate ! Eine Zeit, in der andere Leute Kinder austragen.
Ein unerklärbares Phänomen ist es, dass, wenn die Sonne untergeht und der Tag stirbt, er immer ein kleines Stück von dir mitnimmt. Und dieses kleine Stück beinhaltet den Schlüssel für diese kleine Schublade, in der deine Hoffnungen, Träume, deine Stärke, dein Mut und deine Selbstachtung drin verborgen liegen ... Und in diesem Moment der Schwäche und Unachtsamkeit kommen sie raus. Raus aus all ihren Schlupfwinkeln und Verstecken, in denen sie den ganzen Tag über vor sich hin gekauert haben, wissend, dass du zu einem leichten Opfer, einer gefundenen Beute wirst..... Die eigenen Ängste ! Nicht wirklich überraschend, wenn man darüber nachdenkt. Die meisten von ihnen kennst du bereits, einige sind zum ersten Mal dabei, manche kommen schon gar nicht mehr, andere waren bisher nur hin und wieder mal da. Sie fangen lauthals an, in deinem Kopf zu dröhnen, so dass es dir unmöglich erscheint, einen klaren Gedanken zwischen den Synapsen hin und her springen zu lassen, darauf aus, dich in den Wahnsinn treiben zu können ... Darauf darf man sich bloß nicht einlassen. Ich glaube, ihr spinnt !
Eine Bekannte meiner Mutter fragte mich neulich, wie es mir denn ginge, so arbeitslos und ohne Perspektive, ob mich keine Existenzängste plagen würden ? Auf solche Fragen gäbe es, wenn man ehrlich sein wollte und das neunte Gebot achtend, nur eine richtige Antwort:
„Nein ! .... du blöde Kuh ... es geht mir total gut dabei, keine Arbeit zu haben und von meinen Ersparnissen leben zu dürfen, die rapide auf den absoluten Tiefstand zusteuern, so dass ich mir schon mal vorsorglich einen IKEA-Karton besorgt habe, um demnächst sorglos und wohlgemut unter die Brücke am Gleisdreieck umsiedeln zu können .... Auch darf ich jetzt meine Krankenversicherung aus eigener Tasche bezahlen ... Juchhu ... das Dumme ist nur, ich bin völlig gesund. Also rausgeschmissenes Geld ! ... Es ist übrigens auch wahnsinnig aufbauend, wenn ich die persönlichen Berufshöhepunkte meiner Kollegen, sofern ich sie überhaupt noch so nennen kann, bei Facebook lesen darf, so dass ich ihnen dann immer sogleich kleine, lustige Postkärtchen schicken möchte, auf denen ich ihnen Genitalherpes an den Hals wünsche, weil ich so unsagbar eifersüchtig bin und ich jetzt genau sie partout dafür schuldig mache, dass meine Karriere einem nuklearen Winter gleicht .... Ich genieße es auch jeden Tag, nach friedlichem Schlaf und erholsamen Panikträumen, aufzuwachen und nach einem Grund suchen zu dürfen, warum ich mich überhaupt anziehen sollte, geschweige denn zu einer frischen Unterhose zu greifen, weil die Highlights des Tages voraussichtlich eh das Wischen des Badezimmerfußbodens und das Umtopfen der Yucca Palme sein dürften. Auch darf man die Freuden nicht unterschätzen, die einem die treuen Selbstzweifel bereiten, wenn man sich bei der täglichen Zahnhygiene im Spiegel gegenübersteht und den Grund seiner Misere darin wissend erahnt, daß die anderen dann eben doch talentierter, jünger, besser, beliebter und schöner sind als man selbst und man sich fragt, warum um alles in der Welt man sich lieb haben sollte, obwohl man selbst nach acht Stunden Schlaf aussieht wie das zerknautschte Frotteehandtuch im Wäschekorb ? .... Also, du Dumpftrulla, du möchtest wissen, wie es mir geht ? ... Es geht mir Scheiße !“
Diese Antwort, die der Wahrheit sehr Nahe käme, verlässt aber niemals die Lippen eines professionellen Darstellers.
Nein, stattdessen schenke ich ihr ein sanftes, ehrliches Lächeln: „Das gehört nun mal zu dem Beruf, meine Zeit wird noch kommen. Das wird auch wieder bergauf gehen, das weiß ich.“
...
..
Hoffe ich !
Kein Engagement, keine Angebote, keine staatliche Unterstützung ... dafür Auditions, Absagen und überschaubares Sparvermögen.
Neun Monate ! Eine Zeit, in der andere Leute Kinder austragen.
Ein unerklärbares Phänomen ist es, dass, wenn die Sonne untergeht und der Tag stirbt, er immer ein kleines Stück von dir mitnimmt. Und dieses kleine Stück beinhaltet den Schlüssel für diese kleine Schublade, in der deine Hoffnungen, Träume, deine Stärke, dein Mut und deine Selbstachtung drin verborgen liegen ... Und in diesem Moment der Schwäche und Unachtsamkeit kommen sie raus. Raus aus all ihren Schlupfwinkeln und Verstecken, in denen sie den ganzen Tag über vor sich hin gekauert haben, wissend, dass du zu einem leichten Opfer, einer gefundenen Beute wirst..... Die eigenen Ängste ! Nicht wirklich überraschend, wenn man darüber nachdenkt. Die meisten von ihnen kennst du bereits, einige sind zum ersten Mal dabei, manche kommen schon gar nicht mehr, andere waren bisher nur hin und wieder mal da. Sie fangen lauthals an, in deinem Kopf zu dröhnen, so dass es dir unmöglich erscheint, einen klaren Gedanken zwischen den Synapsen hin und her springen zu lassen, darauf aus, dich in den Wahnsinn treiben zu können ... Darauf darf man sich bloß nicht einlassen. Ich glaube, ihr spinnt !
Eine Bekannte meiner Mutter fragte mich neulich, wie es mir denn ginge, so arbeitslos und ohne Perspektive, ob mich keine Existenzängste plagen würden ? Auf solche Fragen gäbe es, wenn man ehrlich sein wollte und das neunte Gebot achtend, nur eine richtige Antwort:
„Nein ! .... du blöde Kuh ... es geht mir total gut dabei, keine Arbeit zu haben und von meinen Ersparnissen leben zu dürfen, die rapide auf den absoluten Tiefstand zusteuern, so dass ich mir schon mal vorsorglich einen IKEA-Karton besorgt habe, um demnächst sorglos und wohlgemut unter die Brücke am Gleisdreieck umsiedeln zu können .... Auch darf ich jetzt meine Krankenversicherung aus eigener Tasche bezahlen ... Juchhu ... das Dumme ist nur, ich bin völlig gesund. Also rausgeschmissenes Geld ! ... Es ist übrigens auch wahnsinnig aufbauend, wenn ich die persönlichen Berufshöhepunkte meiner Kollegen, sofern ich sie überhaupt noch so nennen kann, bei Facebook lesen darf, so dass ich ihnen dann immer sogleich kleine, lustige Postkärtchen schicken möchte, auf denen ich ihnen Genitalherpes an den Hals wünsche, weil ich so unsagbar eifersüchtig bin und ich jetzt genau sie partout dafür schuldig mache, dass meine Karriere einem nuklearen Winter gleicht .... Ich genieße es auch jeden Tag, nach friedlichem Schlaf und erholsamen Panikträumen, aufzuwachen und nach einem Grund suchen zu dürfen, warum ich mich überhaupt anziehen sollte, geschweige denn zu einer frischen Unterhose zu greifen, weil die Highlights des Tages voraussichtlich eh das Wischen des Badezimmerfußbodens und das Umtopfen der Yucca Palme sein dürften. Auch darf man die Freuden nicht unterschätzen, die einem die treuen Selbstzweifel bereiten, wenn man sich bei der täglichen Zahnhygiene im Spiegel gegenübersteht und den Grund seiner Misere darin wissend erahnt, daß die anderen dann eben doch talentierter, jünger, besser, beliebter und schöner sind als man selbst und man sich fragt, warum um alles in der Welt man sich lieb haben sollte, obwohl man selbst nach acht Stunden Schlaf aussieht wie das zerknautschte Frotteehandtuch im Wäschekorb ? .... Also, du Dumpftrulla, du möchtest wissen, wie es mir geht ? ... Es geht mir Scheiße !“
Diese Antwort, die der Wahrheit sehr Nahe käme, verlässt aber niemals die Lippen eines professionellen Darstellers.
Nein, stattdessen schenke ich ihr ein sanftes, ehrliches Lächeln: „Das gehört nun mal zu dem Beruf, meine Zeit wird noch kommen. Das wird auch wieder bergauf gehen, das weiß ich.“
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Hoffe ich !
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